Pfeifenorgel: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MusikerWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 8: Zeile 8:
  
 
Es ist zwischen Lippen- und Zungenpfeife zu unterscheiden. Die Lippenpfeife funktioniert nach dem Blockflötenprinzip durch die Teilung eines Luftstromes an einer scharfen Kante, was eine Schwingung der Luftsäule in der Pfeife verursacht. In der Zungenpfeife schwingt eine Metallzunge; Form und Länge der Pfeife beeinflusst zwar die Klangfarbe, kaum aber die Tonhöhe. Diese ergibt sich bei der Zungenpfeife aus der Länge der schwingenden Zunge, bei der Lippenpfeife aus der Länge der Pfeife vom Labium (der Anblaskante) bis zur Mündung.
 
Es ist zwischen Lippen- und Zungenpfeife zu unterscheiden. Die Lippenpfeife funktioniert nach dem Blockflötenprinzip durch die Teilung eines Luftstromes an einer scharfen Kante, was eine Schwingung der Luftsäule in der Pfeife verursacht. In der Zungenpfeife schwingt eine Metallzunge; Form und Länge der Pfeife beeinflusst zwar die Klangfarbe, kaum aber die Tonhöhe. Diese ergibt sich bei der Zungenpfeife aus der Länge der schwingenden Zunge, bei der Lippenpfeife aus der Länge der Pfeife vom Labium (der Anblaskante) bis zur Mündung.
Diese Pfeifenlänge wird in "Fuß" (ca. 31,6 cm)gemessen und fließt in die Registerbezeichnung mit ein. So bezeichnet etwa das Register "Prinzipal 8' " ein Metallpfeifenregister, dessen längste Pfeife - das tiefste C des Manuals - 8 Fuß lang ist. Gemäß den Grundregeln der Akustik erhöht sich die Tonhöhe bei Verkürzung um die Hälfte um eine Oktave, sodass ein "Spitzflöte 4' " eine Oktave höher klingt - und auch weicher, weil es sich um eine andere Pfeifenbauform handelt.
+
Diese Pfeifenlänge wird in "Fuß" (ca. 31,6 cm) gemessen und fließt in die Registerbezeichnung mit ein. So bezeichnet etwa das Register "Prinzipal 8' " ein Metallpfeifenregister, dessen längste Pfeife - das tiefste C des Manuals - 8 Fuß lang ist. Gemäß den Grundregeln der Akustik erhöht sich die Tonhöhe bei Verkürzung um die Hälfte um eine Oktave, sodass ein "Spitzflöte 4' " eine Oktave höher klingt - und auch weicher, weil es sich um eine andere Pfeifenbauform handelt.
 +
Typische Register sind neben dem erwähnten Prinzipal (dem "Klangrückgrat" der Orgel) in verschiedenen Fußlagen Rohr- und Spitzflöten, Gedackte, Mixturen (mehrere Pfeifen in bestimmten Obertonverhältnissen erklingen zugleich) und Aliquoten (Stimmen mit "schräger" Fußzahl, etwa 2 1/3 oder 1 2/3). Letztere können nicht einzeln verwendet, sondern nur als "Klangkrone" eingesetzt werden.
 +
Die längsten Pfeifen haben 32' (ca. 10 Meter), die kleinsten weniger als 2 Zentimeter (der oberste Ton eines 1'-Registers).
  
 
Normale Kirchenorgeln haben zwei Manuale, ein Pedal und je nach Größe der Kirche zwischen 15 und 25 Register. Große Kirchenorgeln bzw. Konzertinstrumente können bis zu 70 und mehr Register auf bis zu fünf Manualen haben; daraus ergibt sich, dass in einem mittelgroßen Instrument über 1000, in einem großen bis zu 15000 Pfeifen stehen können. Als derzeit größte Kirchenorgel der Welt gilt derzeit die Domorgel von Passau mit 17774 Pfeifen und 233 Registern.
 
Normale Kirchenorgeln haben zwei Manuale, ein Pedal und je nach Größe der Kirche zwischen 15 und 25 Register. Große Kirchenorgeln bzw. Konzertinstrumente können bis zu 70 und mehr Register auf bis zu fünf Manualen haben; daraus ergibt sich, dass in einem mittelgroßen Instrument über 1000, in einem großen bis zu 15000 Pfeifen stehen können. Als derzeit größte Kirchenorgel der Welt gilt derzeit die Domorgel von Passau mit 17774 Pfeifen und 233 Registern.
Zeile 21: Zeile 23:
 
== Hersteller ==
 
== Hersteller ==
 
Orgeln werden nicht in Serie gefertigt und können daher nicht "von der Stange" gekauft werden. Sie werden als Einzelstücke von Orgelbaumeistern auf den Raum hin konzipiert, in dem sie stehen sollen und in Abstimmung mit den Käufern auf den Zweck hin disponiert (mit Registern bestückt), dem sie dienen sollen. So muss eine Orgel für einen kleinen Festsaal völlig anders aussehen als die für eine Kirche oder eine Kathedrale. Eine grobe Kostenschätzung kann auf der Basis der Anzahl der Register vorgenommen werden - etwa 10.000,00 Euro pro vollem Register wird in der Regel zu bezahlen sein, was bei einer durchschnittlichen Orgel schon an die 200.000,00 Euro ergeben kann. Eine stolze Summe, die aber einerseits durch das verarbeitete hochwertige Material und die unzähligen Arbeitsstunden gerechtfertigt ist, andererseits durch die lange Haltbarkeit des Instrumentes relativiert wird: Eine gut verarbeitete Orgel, die regelmäßig gewartet wird, ist auch nach 400 Jahren noch einwandfrei spielbar.
 
Orgeln werden nicht in Serie gefertigt und können daher nicht "von der Stange" gekauft werden. Sie werden als Einzelstücke von Orgelbaumeistern auf den Raum hin konzipiert, in dem sie stehen sollen und in Abstimmung mit den Käufern auf den Zweck hin disponiert (mit Registern bestückt), dem sie dienen sollen. So muss eine Orgel für einen kleinen Festsaal völlig anders aussehen als die für eine Kirche oder eine Kathedrale. Eine grobe Kostenschätzung kann auf der Basis der Anzahl der Register vorgenommen werden - etwa 10.000,00 Euro pro vollem Register wird in der Regel zu bezahlen sein, was bei einer durchschnittlichen Orgel schon an die 200.000,00 Euro ergeben kann. Eine stolze Summe, die aber einerseits durch das verarbeitete hochwertige Material und die unzähligen Arbeitsstunden gerechtfertigt ist, andererseits durch die lange Haltbarkeit des Instrumentes relativiert wird: Eine gut verarbeitete Orgel, die regelmäßig gewartet wird, ist auch nach 400 Jahren noch einwandfrei spielbar.
 +
 +
== Interessante neue Entwicklungen ==
 +
Da einerseits neue Orgeln vor allem für kleine Kirchengemeinden praktisch unerschwinglich sind, andererseits die wesentlich billigeren elektronischen Orgeln in keiner Weise an die Qualität einer echten Pfeifenorgel heranreichen (obwohl sie beachtliche Qualität als Haus- und Übungsinstrument haben), wurde in neuester Zeit der Versuch gemacht, beide Bauweisen zu integrieren und ein Hybridinstrument zu schaffen, das die Vorteile beider Bauweisen in sich vereint. So wurde im Jahre 2000 in der Pfarrkirche St. Jakobus zu [[Nestelbach bei Graz]] in Österreich eine [[Hopferwieser]]-Orgel aus der Zeit der Jahrhundertwende, die für die Kirche deutlich zu klein war, aber gut funktionierte, elektronisch um 20 Register erweitert. Das Instrument funktioniert verlässlich und klanglich zufriedenstellend; der Finanzaufwand für die Erweiterung hielt sich mit ca. 20.000,00 Euro in Grenzen und der Umbau ist nichtdestruktiv vorgenommen worden - innerhalb weniger Stunden kann das Instrument in den Originalzustand zurückversetzt werden, ein konservatorisch wichtiger Aspekt. 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
Zur Vertiefung empfohlene Literatur:
 
Zur Vertiefung empfohlene Literatur:
 
Adelung, Wolfgang: Einführung in den Orgelbau, Wiesbaden: Breitkopf&Härtel 1992 (2. Aufl.)
 
Adelung, Wolfgang: Einführung in den Orgelbau, Wiesbaden: Breitkopf&Härtel 1992 (2. Aufl.)

Version vom 25. Juli 2006, 18:54 Uhr

Meine Werkzeuge