Nachhall: Unterschied zwischen den Versionen

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(Künstlicher Nachhall)
 
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== Optimale Nachhallzeit ==
 
== Optimale Nachhallzeit ==
  
Die optimale Nachhallzeit richtet sich danach, für welchen Zweck ein Raum aus [[Raumakustik|raumakustischer]] Sicht verwendet wird.
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Die optimale Nachhallzeit richtet sich danach, für welchen Zweck ein Raum aus [[Raumakustik|raumakustischer]] Sicht verwendet wird. Sie ist eine stark subjektive Empfindung, aber auch eine Modeerscheinung.
* Bei Aufnahme- und Regieräumen soll die Nachhallzeit möglichst gering sein, um die Aufnahme bzw. die Lautsprecherwiedergabe möglichst wenig durch Raumreflexionen zu beeinträchtigen. (Nachhallzeit < 0,4 s)
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*Bei Aufnahme- und Regieräumen soll die Nachhallzeit möglichst gering sein, um die Aufnahme bzw. die Lautsprecherwiedergabe möglichst wenig durch Raumreflexionen zu beeinträchtigen. (Nachhallzeit kleiner 0,4 s)
 
*Bei Räumen für Musikdarbietung ist die optimale Nachhallzeit die Nachhallzeit, die von den meisten Zuhörern und auch von den Mitwirkenden als besonders geeignet bezeichnet wird. Die optimale Nachhallzeit hängt am Stärksten von der Art der Schalldarbietung und auch vom Raumvolumen ab. Die optimale Nachhallzeit für die Aufführung von sinfonischer Musik hängt von der Art der Komposition, der Orchesterbesetzung und dem Zeitgeschmack ab. Darum sind die zu findenden "Richtwerte" für die optimale Nachhallzeit stark streuend und vorsichtig zu beurteilen. (Nachhallzeiten zwischen 1,0 und 3 s.)
 
*Bei Räumen für Musikdarbietung ist die optimale Nachhallzeit die Nachhallzeit, die von den meisten Zuhörern und auch von den Mitwirkenden als besonders geeignet bezeichnet wird. Die optimale Nachhallzeit hängt am Stärksten von der Art der Schalldarbietung und auch vom Raumvolumen ab. Die optimale Nachhallzeit für die Aufführung von sinfonischer Musik hängt von der Art der Komposition, der Orchesterbesetzung und dem Zeitgeschmack ab. Darum sind die zu findenden "Richtwerte" für die optimale Nachhallzeit stark streuend und vorsichtig zu beurteilen. (Nachhallzeiten zwischen 1,0 und 3 s.)
  
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*Anteil des "Nachhallausklangs" am Schalldruckpegel, sowie dessen räumliche Verteilung und zeitlicher Verlauf.
 
*Anteil des "Nachhallausklangs" am Schalldruckpegel, sowie dessen räumliche Verteilung und zeitlicher Verlauf.
  
Bei Hallgeräten spielt das "[[Delay|Pre-Delay]]" (Vorverzögerung) eine besondere Rolle, das ist der zeitliche Abstand zwischen Direktschall und der ersten Reflexion (ITDG = initial time delay gap). Dieser zeitliche Abstand wird [[Anfangszeitlücke]] genannt.  Hierdurch kann die Position einer Schallquelle im Raum nachgebildet werden. Eine große Anfangszeitlücke lässt die Schallquelle nah erscheinen, eine kleine fern. Dieses beruht darauf, dass bei einer nahen Schallquelle der Weg des Direktschalls zum Mikrofon kurz ist, während die ersten Reflexionen von weiter entfernten Wänden stammen und somit längere [[Laufzeiten]] haben. Bei einer weit entfernten Schallquelle sind die Wege von Direktschall und frühen Reflexionen fast gleich lang.  
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Bei Hallgeräten spielt das "[[Delay|Pre-Delay]]" (Vorverzögerung) eine besondere Rolle, das ist der zeitliche Abstand zwischen Direktschall und der frühen Reflexion (ITDG = initial time delay gap). Dieser zeitliche Abstand wird [[Anfangszeitlücke]] genannt.  Hierdurch kann die Position einer Schallquelle im Raum nachgebildet werden. Eine große Anfangszeitlücke lässt die Schallquelle nah erscheinen, eine kleine fern. Dieses beruht darauf, dass bei einer nahen Schallquelle der Weg des Direktschalls zum [[Mikrofon]] kurz ist, während die frühen Reflexionen erst von weiter entfernten Wänden stammen und somit längere [[Laufzeiten]] haben. Bei einer weit entfernten Schallquelle sind die Wege von Direktschall und frühen Reflexionen fast gleich lang.  
  
Will man aus "künstlerischen" geschmacklichen Gründen einem Signal eine besonderen Effekt mitgeben, dann wählt man den künstlichen Nachhalleffekt. Um das Signal klanglich besonders hervorzuheben, wird dem Signal (etwa einer Gesangsstimme) absichtlich ein unnatürlich-klingender interessanter Raumeffekt beigemischt, der dem natürlichen Nachhall nicht entspricht.
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Will man aus "künstlerischen" geschmacklichen Gründen einem Signal einen besonderen Effekt mitgeben, dann wählt man den künstlichen Nachhalleffekt. Um das Signal klanglich besonders hervorzuheben, wird dem Signal (etwa einer Gesangsstimme) absichtlich ein unnatürlich-klingender interessanter Raumeffekt beigemischt, der dem natürlichen Nachhall nicht entspricht.
  
 
Früher wurden Nachhall-Effekte mit Metall-Federn ([[Hallspirale|Hammond-Spiralen]]) erzeugt, die zusätzliche verzögerte Schwingungen hinzufügten. Später kamen Metallplatten (EMT-Nachhallplatte 1 m x 2 m) und Goldfolienhall zum Einsatz.
 
Früher wurden Nachhall-Effekte mit Metall-Federn ([[Hallspirale|Hammond-Spiralen]]) erzeugt, die zusätzliche verzögerte Schwingungen hinzufügten. Später kamen Metallplatten (EMT-Nachhallplatte 1 m x 2 m) und Goldfolienhall zum Einsatz.
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Noch besser gelingt dies durch eine recht neue Art der Hallerzeugung. Dabei wird die [[Impulsantwort|Raumimpulsantwort]] abgespeichert, sozusagen ein "Fingerabdruck" der akustischen Eigenschaften eines realen Raumes. Mit diesem Fingerabdruck kann man nun beliebige akustische Signale versehen. Diese Form der Hallerzeugung nennt man auch "[[Faltungshall]]", da bei der Signalerzeugung die mathematische Operation der Faltung verwendet wird. Übrigens ist diese Technik nicht auf das Simulieren von Räumen beschränkt, vielmehr kann ''jedes'' akustische System (also auch Geräte, Mikrofone,...) simuliert werden.
 
Noch besser gelingt dies durch eine recht neue Art der Hallerzeugung. Dabei wird die [[Impulsantwort|Raumimpulsantwort]] abgespeichert, sozusagen ein "Fingerabdruck" der akustischen Eigenschaften eines realen Raumes. Mit diesem Fingerabdruck kann man nun beliebige akustische Signale versehen. Diese Form der Hallerzeugung nennt man auch "[[Faltungshall]]", da bei der Signalerzeugung die mathematische Operation der Faltung verwendet wird. Übrigens ist diese Technik nicht auf das Simulieren von Räumen beschränkt, vielmehr kann ''jedes'' akustische System (also auch Geräte, Mikrofone,...) simuliert werden.
  
Ein sehr brauchbares Freeware-[[Plugin]] für die [[VST]]-[[Schnittstelle]], das wie beschrieben [[Impulsantwort]]en verarbeitet, ist "SIR ('''S'''uper '''I'''mpulse '''R'''everb)" [http://www.knufinke.de/sir/]. Impulsantworten im [[WAV]]-Format sind zuhauf frei und legal im Internet erhältlich, z.B. hier: [http://www.echochamber.ch]
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Ein sehr brauchbares Freeware-[[Plugin]] für die [[VST]]-[[Schnittstelle]], das wie beschrieben [[Impulsantwort]]en verarbeitet, ist "SIR ('''S'''uper '''I'''mpulse '''R'''everb)" [http://www.knufinke.de/sir/]. Impulsantworten im [[WAV]]-Format sind reichlich frei und legal im Internet erhältlich, z. B. hier: [http://www.echochamber.ch]
  
 
[[Kategorie:Effekte]]
 
[[Kategorie:Effekte]]
[[Kategorie:Psychoakustik]]
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[[Kategorie:Elektroakustik]]

Aktuelle Version vom 27. Januar 2013, 20:07 Uhr

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