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'''Intervall, Stufenverhältnis''' Aufgrund der Tonstufen nehmen die harmonischen Tonverhältnisse der Tonalität eine völlig neue Form an. Nachdem diese Verhältnisse schon in den Schwingungsproportionen eine von ihrer inneren Harmonie getrennte, äußerliche Erscheinungsform haben, verwandeln sie sich jetzt auch noch in Intervalle, deren Größe sich danach bemisst, wie viele Stufen sie umspannen. Entsprechend ist die Bedeutung der lateinischen Intervallbezeichnungen: Von einem beliebigen [[Ton]] aus liegt ein weiterer Ton * als Prime auf der gleichen Stufe, * als Sekunde auf der nächsten Stufe, * als Terz auf der dritten Stufe, * als Quarte auf der vierten Stufe, * als Quinte auf der fünften Stufe usw. Man sieht hier die in melodischen Vorstellungen begründete Herkunft der Namen, die auch in die harmonische Terminologie Eingang gefunden haben. Im Übrigen liegen auch der Notenschrift die Stufenverhältnisse der Melodik zugrunde, so dass ein namentlich genannter, abstrakter Ton wie zum Beispiel der Ton a sehr konkret wird, sobald er auf der einen oder anderen Notenlinie notiert wird. Intervalle unterscheiden sich in ihrer Größe. Septime und Oktave mögen sich harmonisch als Dissonanz und Konsonanz unterscheiden; als Intervalle sind sie nur verschieden groß. Aber „Größe“ meint bei Intervallen immer den in Stufen gemessenen Abstand zwischen den Tönen. Daher sind kleine Terz und übermäßige Sekunde verschiedene Intervalle, „obwohl“ sie für sich genommen gleich klingen. Bemerkenswert ist auch die Form, in der sich Intervalle nicht unterscheiden: Alle Intervalle zwischen aufeinander folgenden Stufen sind gleich groß. Ungeachtet aller harmonischen Unterschiede, daher aber auch ungeachtet aller Unterschiede zwischen kleiner, großer und übermäßiger Sekunde stimmen alle Sekunden definitionsgemäß als Intervalle überein. Ebenso alle Terzen, alle Quarten usw. Auf dieser Identität der Intervalle beruht alle Übereinstimmung in der Melodik. Zur üblichen Mystifizierung der Intervalle zählt unter anderem die Fiktion des Leittons. '''Leitton''' Nach Meinung vieler Musikwissenschaftler gibt es einen Ton, der die merkwürdige Eigenschaft haben soll, zu einem anderen Ton hinzustreben. Der Grund für diese Eigenschaft soll die geringe Distanz zwischen den Tönen sein: der Halbtonschritt zwischen dem einen, dem Leitton, und dem andern, dem Zielton. Die Vorstellung ist von Grund auf tautologisch: Dem Intervall zwischen zwei aufeinander folgenden Tönen wird die Kraft zugeschrieben, seine eigene Realisierung zu bewirken. Das Auftreten eines Tons soll begründet sein in dem Verhältnis, das er zum vorhergehenden Ton einnimmt, worin aber sein Auftreten schon logisch unterstellt ist. Ein Beispiel für eine Definition dieses Konstrukts: „Leitton [...], ein zu einem anderen hinleitender, denselben in der Erwartung anregender Ton, der vorzugsweise einen Halbton unter der Tonika liegt, z. B. h in C-Dur. Der Schritt vom Leitton zum Zielton ist immer eine kleine Sekunde... Seine vorwärtsgerichtete Tendenz ist melodisch durch die geringe Distanz zum folgenden Ton, harmonisch durch die Zugehörigkeit zu einem meist dominantischen Klang zu begründen.“ (Brockhaus Riemann Musiklexikon, Taschenbuchausgabe 1998) Es soll also „die geringe Distanz zum folgenden Ton“ eine Tendenz zu genau diesem folgenden Ton begründen. Der „Zielton“ wird „in der Erwartung“ angeregt aufgrund einer Distanz, die seine Existenz schon unterstellt. Der Leitton ist die Chimäre eines Tons, der in dem Halbtonschritt, den er zu vollführen tendiert, zugleich den Grund dieser Tendenz besitzt. Die Erinnerung an die Tonika und einen harmonischen Grund verhindert nicht die Aufrechterhaltung dieser Absurdität, weil das Harmonische und das Melodische nur als zwei Umstände angesehen werden, die äußerlich zusammentreffen. Der Halbtonschritt von h nach c in C-Dur wird also gar nicht als melodische Form eines harmonischen Übergangs von der Dominante in die Tonika angesehen. Die harmonische Konsequenz, welche im Auftreten der Tonika als Auflösung einer harmonischen Spannung liegt, wird ganz unmittelbar einer melodischen Form zugeschrieben, in der sie in Erscheinung tritt. Der Leitton ist ein Konstrukt, in dem das Gesetz der Tonalität mystifiziert wird. Im folgenden Beispiel will der Leitton zu seinem Nachbarn hin, aber er muss schon dort angekommen und als Halbtonschritt in Erscheinung treten, um als Leitton zu wirken: "Der Leitton ist ... der Ton, welcher zum benachbarten hinstrebt, in den er sich auflösen will. ... Im Prinzip wirkt jeder Halbtonschritt als Leitton und kann zur Modulation genutzt werden ..." (Ultimus-Online-Lexikon der musikalischen Fachbegriffe bei www.musikerchat.de [6.8.2006]) Soweit die Harmonie ins Spiel gebracht wird, wird ihr Verhältnis zur Melodie auf den Kopf gestellt: Die 7. Stufe einer Tonleiter wird nicht als Form begriffen, in der die dominantische Terz auftritt – nämlich als Resultat eines Tonhöhenvergleichs zwischen den Tönen von Tonika, Dominante und Subdominante –, sondern umgekehrt: Die 7. Stufe soll "als Terz des Dominantseptimenakkords" auftreten können: "Leitton – Ton, der eine hörbare Tendenz zur Weiterführung in den nächst höheren Halbton besitzt; insbesondere die 7. Stufe der Durtonleiter als Leitton zum Grundton (vor allem, wenn sie als Terz des Dominantseptimenakkords auftritt)." (Jeluca-Sound Lexikon [6.8.2006]) Die Verdrehung des Verhältnisses von Harmonie und Melodie geht so weit, dass sogar die harmonische Form der Dominante – ihre Durform in der Molltonart – aus dem Leitton abgeleitet wird: "Der Leitton leitet hinauf zum Grundton der Tonart. In Moll muss die siebente Stufe erhöht werden, um diesen Charakter zu bekommen." (Fachwortlexikon von Musiklehre Online [6.8.2006]) Diese Ableitung unterstellt allerdings neben der wirklichen Molltonleiter noch eine fiktive ("melodische") Leiter, deren 7. Stufe ja noch erhöht werden muss... [[Kategorie:Musiktheorie]] [[Kategorie:Glossar]]
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